Endoprothesenregister Deutschland will Arbeit fortsetzen

Endoprothesenregister Deutschland will Arbeit fortsetzenBerlin – Das staatliche Implantateregister Deutschland (IRD) will im kommenden Jahr mit der verpflichtenden Datenerfassung von Hüft- und Knieendoprothesen beginnen. Bis eine aussagekräftige Datenbasis geschaffen ist, kann es aus Sicht von Fachleuten Jahre dauern. Daher wurde heute bekannt, dass das Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) auf jeden Fall weiter laufen soll.Das betonten die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) sowie Industriepartner und Krankenkassen anlässlich der Veröffentlichung des EPRD-Jahresberichtes 2024 in einer Mittelung.Sie wiesen zugleich darauf hin, dass die aktuell vorgesehene Falldokumentationen des IRD weniger klinisch relevante Informationen bereithalten werde, als im EPRD angestrebt. Trotz etlicher offener Fragen arbeite das EPRD „intensiv an Lösungsvorschlägen zur gegenseitigen Nutzung der Datenbestände“, schreiben DGOOC und Partner.„Gerade vor dem Hintergrund einer aktuell begonnenen Umgestaltung der Versorgungslandschaft durch die Gesundheitspolitik kann ein qualitativ hochwertiges Endoprothesenregister als zentrales Element der nationalen Qualitätssicherung dienen“, sagte Carsten Perka, Wissenschaftlicher Leiter des EPRD.Das EPRD hat sich im vergangenen Jahr dem Bericht zufolge weiter gut entwickelt. Mit knapp 380.000 übermittelten Dokumentationen im Jahr 2023 seien sogar „so viele Datensätze eingegangen wie noch nie seit der Inbetriebnahme des EPRD im Jahr 2012“, hieß es.Für das Berichtsjahr 2023 wurden 187.640 Hüfterstimplantationen und 155.859 Erstimplantationen am Kniegelenk erfasst. Insgesamt sind inzwischen mehr als drei Millionen Datensätze im EPRD eingegangen.Neu ist, dass das EPRD bei der Implantation von künstlichen Kniegelenken erkennen kann, ob die verwendeten Komponenten den zulässigen Größenkombinationen der Hersteller entsprechen. In 115 Fällen war das im Jahr 2023 nicht der Fall.Diese sogenannten Mismatch-Fälle können dem EPRD zufolge großes Leid für Patienten sowie hohe Kosten für das Gesundheitssystem verursachen. Um die Kliniken bei der Vermeidung von Mismatches oder bei deren sofortiger Korrektur zu unterstützen, hat das EPRD eine Software entwickelt, die unmittelbar nach dem Erfassen der Implantate einen Warnhinweis gibt.• Endoprothesenregister: mehr als drei Millionen OP-Dokumentationen
• Gewaltverbrechen nicht ausgeschlossen: Polizei bittet Ärzte um Mithilfe
• Endoprothesenregister Deutschland: Neue PatienteninformationenDas EPRD veröffentlicht auch erstmals separat auf seiner Website einige im Bericht enthaltene Tabellen mit den Ergebnissen für primäre Hüft- und Knieversorgungen, abhängig von Indikation, Risikofaktoren oder Implantateigenschaften.Die Ergebnisse von Revisionseingriffen an Hüft- oder Kniegelenk sowie Ergebnisse getrennt für Frauen und Männer werden ebenfalls präsentiert. Ärzte sowie Vertreter der Industrie können mit einer Filterfunktion auf einen Blick eine Vielzahl an Informationen abrufen.Die nachträgliche Ergänzung des Retropatellarersatzes, also der Ersatz der Rückfläche der Kniescheibe mit einer Prothese, gilt seit Beginn dieses Jahres als relevanter Folgeeingriff und fließt in die Berechnung der Ausfallwahrscheinlichkeiten ein.Das EPRD sei mittlerweile das drittgrößte Gelenkersatzregister weltweit sowie „ein internationales Aushängeschild und eine Blaupause für viele Länder geworden“, betonte auch der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands Medizintechnologie (BVMed), Marc Michel.Er kritisierte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) dafür, die Daten und Erkenntnisse des EPRD beim Aufbau des IRD nicht zu berücksichtigen. Obwohl das Implantateregister-Gesetz die Beleihung einer externen Betreibergesellschaft für den Aufbau und Betrieb des Registers ausdrücklich vorsehe, habe Das BMG die seit Jahren nachgewiesene Effektivität und Effizienz des EPRD bei der IRD-Umsetzung aber nicht übernommen.„Wir benötigen auch weiterhin umfassende Daten zur Performance unserer Endoprothesen auf Implantat- und Klinik-Ebene, um unsere Produkte im Markt und der Patientenversorgung halten zu können“, erklärte er. „Deshalb müssen IRD und EPRD eine Symbiose im Hinblick auf die reale Versorgungsrealität bilden. Es gibt keine bessere, effizientere und zukunftssicherere Lösung als die Beleihung des EPRD.“Es sei notwendig, dass den Herstellern auch in Zukunft umfassende und aussagekräftige Registerergebnisse zuverlässig und termingerecht zur Verfügung gestellt werden, auch damit die durch die MDR vorgegebene Pflicht nach klinischen Daten erfüllt werden.Das EPRD ist ein freiwilliges Register. Ziel ist es, die Qualität der endoprothetischen Versorgung in Deutschland zu messen und darzustellen. Das EPRD wurde 2010 auf Initiative der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) gemeinsam mit dem AOK-Bundesverband, dem Verband der Ersatzkassen (vdek) sowie dem Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) aufgebaut. Betreiber des EPRD ist die gemeinnützige EPRD Deutsche Endoprothesenregister gGmbH, eine hundertprozentige Tochter der DGOOC.