Medizinproduktehersteller warnen vor Verschlechterung der Versorgung

Medizinproduktehersteller warnen vor Verschlechterung der VersorgungBerlin – Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) warnt vor einer Verschlechterung der medizinischen Versorgung mit Medizinprodukten aufgrund steigender Bürokratie. Die Medizinproduktebranche sieht sich wirtschaftlichen Schwierigkeiten gegenüber, die durch eine falsche staatliche Regulierung zustande kommen.„Wir sind zu langsam, wir sind zu teuer und wir haben keine berechenbaren Rahmenbedingungen“, kritisierte BVMed-Geschäftsführer Marc-Pierre Möll gestern bei der Vorstellung der Jahresbilanz des Verbands.Allein durch die Medizinprodukteverordnung der Europäischen Union (MDR) entstünden der Industrie kosten von sieben bis zwölf Milliarden Euro – „nur für einen Stempel“, kritisierte er. Denn die MDR sieht umfangreiche Re- und Nachzertifizierungsverfahren bei benannten Stellen. Diese wiederum seien ein Nadelöhr, das auch die Versorgung gefährde.„Die innovativen Produkte werden derzeit nicht zertifiziert“, erklärte er. Denn sobald eine wesentliche Weiterentwicklung an einem Medizinprodukt vorgenommen wird, müsse dieses neu zertifiziert werden. Aufgrund des besagten Nadelöhrs gebe es dabei aber Wartezeiten von drei bis vier Jahren.Das heißt, Ärzte in Deutschland müssten mit weniger innovativen Produkten arbeiten als ihre Kollegen in den USA, unterstrich er. Das sei eine „konkrete Verschlechterung der Versorgung durch Regulierung“, die ein größeres Problem darstellen würde als die Probleme durch Lieferengpässe.„Wir haben durch die MDR eine komfortable Situation auf dem Weltmarkt verspielt“, erklärte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Marc Michel. Früher sei die europäische, speziell die deutsche Regulierung vorbildlich und der in den USA voraus gewesen. Das habe sich mittlerweile gedreht, was sich auch an der jährlichen Abfrage des Verbands unter seinen Mitgliedsunternehmen ablesen lasse.• Nachhaltigkeit beim Beschaffungsmanagement von Kliniken immer wichtiger
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• Medizinprodukte: Krankenkassen sehen keine EngpässeDieser zufolge präferieren 67 Prozent der Unternehmen das System der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) im Vergleich zum europäischen System, das neun Prozent bevorzugen. Auch deshalb würde ein Drittel der befragten Unternehmen Investitionen ins Ausland verlagern, davon 16 Prozent in die USA und 13 Prozent ins EU-Ausland.Die 13 Prozent Verlagerung ins Ausland würden zudem zeigen, dass – neben den hohen Energie- und Personalkosten hierzulande – nicht nur die MDR selbst, sondern auch die hiesige Umsetzung des Regelwerks zu den Hauptproblemen gehören. Der Medizintechnik-Standort Deutschland verliere weiterhin deutlich an Attraktivität.Aus den genannten Gründen würden sich auch die wirtschaftlichen Aussichten der Unternehmen eintrüben. Diese erwarteten für 2024 nur noch einen Umsatzanstieg von 1,2 Prozent, was ein gegenüber dem Vorjahreswert von 4,8 Prozent „ein dramatischer Rückgang“ sei.