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Leishmaniose: Therapieerfolg vorhersagen und belastende Behandlungen vermeiden

Leishmaniose: Therapieerfolg vorhersagen und belastende Behandlungen vermeiden 15. April 2025 © MQ-Illustrations – stock.adobe.com (Symbolbild) Die Ergebnisse einer neuen Studie, die in „Nature Communications“ veröffentlicht wurde, könnten dabei helfen, für Patienten, die an Leishmaniose leiden, früher eine wirksamere Behandlung auszuwählen. Fast eine Million Menschen weltweit werden jährlich von der kutanen Leishmaniose geplagt, einer Hautinfektion, die durch den Parasiten Leishmania verursacht wird. Die Krankheit befällt vor allem gefährdete Bevölkerungsgruppen in tropischen und subtropischen Regionen wie Nordafrika und Südamerika. Bleibt sie unbehandelt, kann sie zu lebenslangen Narben, schwächenden Beeinträchtigungen und einer starken sozialen Stigmatisierung führen. Trotz der weltweiten Auswirkungen gibt es keinen Impfstoff, und die vorhandenen Behandlungen sind unwirksam, giftig und schwer zu verabreichen. Eine neue Studie könnte die Art und Weise verändern, wie Gesundheitsdienstleister die Behandlung dieser entstellenden Krankheit angehen. Ein Forschungsteam der University of Maryland und des Centro Internacional de Entrenamiento e Investigaciones Médicas (CIDEIM) in Kolumbien entdeckte einen Weg, um vorherzusagen, ob ein an kutaner Leishmaniose leidender Patient auf die gängigste Behandlung ansprechen wird, was den Patienten monatelange teure, unwirksame und giftige Medikamente ersparen könnte. Hohe Misserfolgsquote „Man sagt, dass die Heilung schlimmer sein kann als die Krankheit. Das trifft auf unsere derzeitigen Behandlungsmethoden für kutane Leishmaniose zu“, so Maria Adelaida Gomez, Mikrobiologin am CIDEIM und Mitautorin der Studie. „Diese Medikamente haben ein hohes Toxizitätsprofil, sodass sich die Patienten während der Behandlung wochenlang krank fühlen können. Es gibt keine Garantie für die Wirksamkeit der Behandlung, sodass die Patienten die Behandlung abbrechen oder einen anderen Arzt aufsuchen können, um den Prozess zu wiederholen. Und selbst wenn sie geheilt werden, werden sie wahrscheinlich für immer eine Narbe haben. Das ist die Realität der Leishmaniose in Kolumbien und vielen anderen Ländern der Welt.“ Najib El-Sayed, UMD-Professor für Zellbiologie und Molekulargenetik und Mitautor der Studie, wies darauf hin, dass das Standardmedikament zur Behandlung der Krankheit – Meglumin-Antimoniat – typischerweise bei etwa 40–70 % der Patienten versagt, denen es verabreicht wird. „Diese Misserfolgsquote gilt selbst dann, wenn die Patienten die gesamte Behandlung, die bis zu 14 Wochen dauert, durchlaufen“, so El-Sayed. „Es ist sehr wichtig, frühzeitig herauszufinden, wie wirksam das Medikament bei einem Patienten sein wird, denn so kann eine wochen- oder monatelange unwirksame Behandlung vermieden werden, und die Patienten können viel früher auf geeignetere Alternativen zurückgreifen“. Anhaltende Entzündungsreaktion Das Team fand heraus, dass Patienten, die nicht auf Meglumin-Antimoniat ansprachen, ein charakteristisches Muster in ihrem Immunsystem aufwiesen, nämlich einen anhaltenden Entzündungszustand, der als Typ-I-Interferon-Reaktion bezeichnet wird. Diese Reaktion ist normalerweise ein entscheidender Teil des körpereigenen Frühwarnsystems gegen Viren, das den Zellen hilft, einen Krankheitserreger zu erkennen und Ressourcen für die Bekämpfung zu rekrutieren. „Während diese Reaktion für die Bekämpfung einiger Infektionen unerlässlich ist, haben wir festgestellt, dass sie, wenn sie zu lange erhöht bleibt, die Behandlung und den Heilungsprozess bei Patienten mit kutaner Leishmaniose beeinträchtigen kann“, erklärte El-Sayed. „Diese erhöhte Typ-I-Interferon-Antwort wurde bei mehreren Arten von angeborenen Immunzellen beobachtet, die wir in Blutproben von Patienten analysierten. Indem wir diese Veränderungen während des gesamten Behandlungsprozesses verfolgten, konnten wir ein klares Muster erkennen, dass Patienten, die sich erfolgreich erholen, von denen unterscheidet, die nicht auf die Standardmedikation ansprechen.“ Behandlungserfolg mittels Scoring-System vorhersagen Die Forschenden entwickelten auch ein ausgeklügeltes Scoring-System, das mit Hilfe maschineller Lernverfahren die Behandlungsergebnisse für neu diagnostizierte Patienten vorhersagen kann. Durch die Analyse der Aktivität von nur neun Genen konnten sie mit 90%iger Genauigkeit vorhersagen, ob die Behandlung bei einem Patienten mit kutaner Leishmaniose anschlagen würde. „Dies ist ein bedeutender Fortschritt für Gesundheitsdienstleister und Wissenschaftler, die daran arbeiten, die Ergebnisse für Patienten mit kutaner Leishmaniose zu verbessern“, sagte Gomez. „Die Krankheit breitet sich allmählich an neuen Orten wie den Vereinigten Staaten aus, was bedeutet, dass wir diese Ressourcen mehr denn je benötigen.“ Während der derzeitige Test eine hochentwickelte Laborausrüstung erfordert, arbeitet das Team bereits daran, eine tragbarere und benutzerfreundlichere Version der Technologie zu entwickeln, die Ärzte vor Ort einsetzen können. Die Forschenden hoffen, dass ihre neuen Erkenntnisse, insbesondere in Bezug auf den Typ-I-Interferon-Signalweg, einen vielversprechenden Weg für die Entwicklung neuer Therapeutika für die kutane Leishmaniose darstellen könnten. Ihre Schlussfolgerungen stellen eine Abkehr von den herkömmlichen Ansätzen dar, die sich in der Regel nur auf die Beseitigung des Parasiten konzentrieren, und gehen über zu Behandlungsmethoden, die auch die natürlichen Immunreaktionen des Patienten berücksichtigen. „Dies ist wirklich einer der ersten Versuche, Laborergebnisse zu dieser Krankheit in praktische Anwendungen zu übertragen“, so El-Sayed. „Zu verstehen, warum manche Patienten nicht auf die Behandlung ansprechen, war eine große Herausforderung bei der Behandlung dieser Krankheit. Diese Arbeit öffnet die Tür zur Präzisionsmedizin und zur Entwicklung besserer Strategien, mit denen die Behandlung für ein breites Spektrum von Patienten personalisiert werden kann.“ Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Teilen: e-Mail Drucken Facebook Twitter LinkedIn Quellen University of Maryland, 07.04.2025Gómez MA et al. Innate biosignature of treatment failure in human cutaneous leishmaniasis. Nat Commun 2025 Apr 4;16(1):3235. doi: 10.1038/s41467-025-58330-3. Schlagwörter• Typ-I-Interferone • Leishmaniose • Meglumin-Antimoniat

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