Aus dem Labor direkt ans Krankenbett: Millionenförderung für neues Institut für Zelltherapie an der Unimedizin Halle
Aus dem Labor direkt ans Krankenbett: Millionenförderung für neues Institut für Zelltherapie an der Unimedizin Halle 19. März 2025 Judith Raczynski im Gespräch mit Prof. Lutz P. Müller (links) und Prof. Michael Heuser. Sie erhielt an der Universitätsmedizin Halle zwei lebensrettende Stammzelltransplantationen und profitierte dabei von der intensiven Zelltherapieforschung. Copyright: Universitätsmedizin Halle Um innovative Verfahren zur Behandlung von Krebs und altersbedingten Erkrankungen zu entwickeln, entsteht an der Universitätsmedizin Halle ein neues Institut für Zelltherapie. Es wird in das Landeszentrum für Zell- und Gentherapie (LZG) integriert. Die bisherigen Fortschritte auf dem Gebiet der Zelltherapie haben es ermöglicht, Krankheiten zu heilen, für die es bis vor kurzem keine wirksamen Therapien gab – zum Beispiel Leukämien oder Lymphome. Das LZG wendet dazu hochspezialisierte Behandlungen wie die Stammzelltransplantation oder die CAR-T-Zelltherapie an. „An der Universitätsmedizin Halle gibt es eine gewachsene Expertise in der Zelltherapie, die wir jetzt weiter stärken. Mit unserer Förderung wollen wir dazu beitragen, die hochwertige Versorgung in Sachsen-Anhalt bei Krebs- und altersbedingten Erkrankungen mit modernsten Methoden weiterzuentwickeln. Auf diese Weise rüsten wir die Unimedizin Halle auch auf diesem wichtigen Zukunftsgebiet für den überregionalen Wettbewerb“, erklärt Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Prof. Armin Willingmann. Die Gründung des neuen Instituts wird vom Wissenschaftsministerium Sachsen-Anhalt aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) mit insgesamt rund vier Millionen Euro über drei Jahre gefördert. Chancen der Zelltherapien erschließen und nutzen Die Erfolge zeigen – Zelltherapien sind eine medizinische Zukunftstechnologie. Die Modifikation von Zellen und Optimierung der dafür notwendigen Methoden versprechen vielfältige Behandlungsmöglichkeiten bei zahlreichen anderen Krankheiten und älteren Patienten. Hier wird die Forschung am neuen Institut für Zelltherapie der Universitätsmedizin Halle ansetzen: „Neben den etablierten Therapien zeichnen sich neue Verfahren ab, die z.B. bisher nicht genutzte Zellarten verwenden. Wir befassen uns zudem mit innovativen Ansätzen, die unabhängig von den Gewebemerkmalen der Patient:innen funktionieren. Das wird eine schnelle Verfügbarkeit von Zelltherapien ähnlich wie bei klassischen Medikamenten ermöglichen“, erklärt Prof. Lutz Müller, Leiter des Bereichs für Stammzelltransplantation an der Universitätsmedizin Halle. Seine Abteilung hat bereits erfolgreich mehr als tausend zelltherapeutische Behandlungen zur Heilung von bösartigen Erkrankungen des Blut- und Lymphsystems bei Menschen unterschiedlichen Alters durchgeführt. „Die Schwerpunkte des Instituts für Zelltherapie sind die Entwicklung neuer Zell- und Gentherapeutika sowie die Verbesserung der Methoden zu deren Herstellung sowie ihre klinische Erprobung in Studien und die wissenschaftliche und wirtschaftliche Bewertung. Solche Studien bieten Chancen für Patient:innen, für die noch keine anderen wirksamen Therapien verfügbar sind. Dabei stehen insbesondere Blutkrebserkrankungen und Erkrankungen des Immunsystems im Fokus“, sagt Prof. Michael Heuser, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin IV (Hämatologie und Onkologie). Für die wissenschaftlichen Projekte gibt es personelle Verstärkung: Neben einer neuen W2-Professur werden Stellen für Postdoktoranden, Doktoranden und weiteres Personal eingerichtet. Auch bei den etablierten Zelltherapien gibt es noch großes Entwicklungspotenzial. Aktuelle Forschungsprojekte an der Universitätsmedizin Halle arbeiten daran, diese sicherer zu machen, neue Medikamente in klinischen Studien zu testen oder Nebenwirkungen zu reduzieren. In den vergangenen Jahren erhielten Patienten innovative Behandlungen im Rahmen von mehr als 30 klinischen Studien zur Zelltherapie. Darüber hinaus verfügt die Universitätsmedizin Halle bereits über umfangreiche Genehmigungen zur Herstellung und Modifikation von Stammzellprodukten sowie zur Bereitstellung innovativer Zelltherapieverfahren. Eine wertvolle Grundlage für das Vorhaben ist die vorhandene Expertise und enge Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen an der Universitätsmedizin Halle. An der Klinik für Innere Medizin IV forscht etwa Prof. Christine Dierks unter anderem an CAR-T-Zelltherapien bei Schilddrüsenkrebs, T-Zell-Lymphomen und Leukämieformen. Dass die Arbeit im neuen Institut Patienten aller Altersgruppen zugutekommt, unterstreicht der langjährige erfolgreiche Schulterschluss im Transplantationsbereich zwischen der Inneren Medizin IV und der Universitätsklinik und Poliklinik für Pädiatrie I (Leitung: Prof. Simone Hettmer). Investition in neues Großgerät Schon jetzt bietet der Standort zahlreiche technische Möglichkeiten und Labore der Sicherheitsstufe 2, die einen schnellen Start des neuen Instituts ermöglichen. Doch das Arbeitsvolumen wird sich in den kommenden Jahren deutlich erhöhen. Für die Entwicklung innovativer Zelltherapeutika, deren Herstellung und Qualitätssicherung werden rund 500.000 Euro in neue Geräte, darunter auch ein Durchflusszytometrie-Analysegerät investiert. Dieses erlaubt die detaillierte Analyse des Immunsystems und damit die bessere Steuerung der Wirksamkeit von Zelltherapien. Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Teilen: e-Mail Drucken Facebook Twitter LinkedIn Quellen Universitätsmedizin Halle, 19.03.2025Weitere Informationen: http://www.umh.de/zelltherapie Schlagwörter• Labormedizin • Krebserkrankungen