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Unicef: Dramatische Lage im Kongo, Ruf nach humanitären Korridoren

Unicef: Dramatische Lage im Kongo, Ruf nach humanitären KorridorenBerlin – Im Osten der Demokratischen Republik Kongo spitzt sich die Lage immer weiter zu. Hilfsorganisationen schlagen Alarm und warnen auch vor dem Ausbruch schwerer Krankheiten.Die Kinderhilfsorganisation Unicef berichtet von einer immer dramatischeren Lage nach der Eskalation der Kämpfe im Ostkongo. Das UN-Hilfswerk mahnt einen besseren Schutz von Kindern an und warnt vor einem Ausbruch der Cholera.Vor den Kämpfen zwischen einer von Ruanda unterstützten Miliz und den Regierungstruppen und ihren Helfern seien Hunderttausende geflohen, sagte Unicef-Regionalsprecher Ostafrika, Jean-Jacques Simon, dem Redakt­ionsnetzwerk Deutschland.Mindestens 4,5 Millionen Menschen in der Region seien Vertriebene. Der Zugang der Hilfsorganisationen sei beschränkt, da Flughäfen geschlossen, Häfen nicht zugänglich und Straßen nur eingeschränkt nutzbar seien.70 Prozent der Betroffenen seien Frauen und Kinder, fügte er hinzu: „Die Kinder leiden am allermeisten. Zahl­reiche Kinder werden von Angriffen oder bei Schusswechseln getötet. Viele verlieren Angehörige oder werden während ihrer Flucht von ihren Eltern oder ihrer Familien getrennt und blieben alleine zurück.“Der kritischste Punkt – vor allem für die Kinder – sei der Wassermangel, ergänzte Simon: „Die Menschen behelfen sich mit Seewasser. Es besteht die Gefahr eines Choleraausbruchs. Das ist eine unserer größten Sorgen. Wir müssen die Kinder dringend wieder erreichen, schützen und versorgen können.“ Die Konfliktparteien müssten den Hilfsorganisationen ihre Arbeit ermöglichen und „ihre Kämpfe beenden oder zumindest humanitäre Korridore einrichten“.Auch Caritas international sprach von einer dramatischen humanitären Lage. Es gebe immer neue Kämpfe, die Krankenhäuser seien mit Verletzten überfüllt. Doch trotz der gefährlichen und unübersichtlichen Lage wolle man weiterhin humanitäre und medizinische Hilfe leisten.Die Diakonie Katastrophenhilfe sieht einen neuen Höhepunkt der Gewalt. Diese werde seit Jahren hingenommen und weitgehend ignoriert. Dabei seien alleine im vergangenen Jahr drei Millionen Menschen vertrieben worden. Auch Geflüchtete seien nicht in Sicherheit.EU kündigt Hilfen anDie Europäische Union (EU) hat weitere humanitäre Hilfe im Wert von 60 Millionen Euro angekündigt. Angesichts der jüngsten Entwicklungen im Osten des Landes sei man bereit, die Nothilfe insbesondere für die neu vertriebe­nen Menschen in und um Goma noch einmal zu verstärken, teilte die zuständige EU-Kommission in Brüssel mit.Die zusätzlichen Mittel sollen den Angaben zufolge verwendet werden, um die dringendsten Bedürfnisse der Vertriebenen und der von den jüngsten Konflikten und Epidemien betroffenen Menschen zu decken. Dabei gehe es um Unterkünfte, sauberes Wasser, Nahrungsmittel und Bildung für Kinder, hieß es.Kongo fordert Hilfe von UN-SicherheitsratDie Demokratische Republik Kongo (DRC) fordert angesichts der aufflammenden Gewalt in dem Land mit der offensichtlichen Beteiligung von Soldaten aus Ruanda internationales Handeln. Außenministerin Therese Kayikwamba Wagner adressierte den UN-Sicherheitsrat in New York und fragte rhetorisch, welches internationale Recht Ruanda noch verletzen müsse, „damit der Rat endlich die notwendigen Maßnahmen gegen Kigali ergreift“.Auslöser der aktuellen Entwicklungen ist das Vorrücken der Rebellenmiliz M23 zusammen mit Soldaten aus dem Nachbarland Ruanda im Osten des Landes. M23 kämpft seit Jahren gegen kongolesische Regierungstruppen und mit ihr verbündete Milizen, um sich den Zugang zu Bodenschätzen zu sichern. Die Gesamtzahl der Vertriebenen im Land wird laut der Europäischen Union auf mittlerweile mehr als sieben Millionen Menschen geschätzt.Außenministerin Kayikwamba Wagner betonte zudem, dass in den Kampfgebieten in den vergangenen 24 Stunden mehr als 100 Patienten in Krankenhäuser des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz eingeliefert worden seien. Die humanitäre Lage verschlechtere sich zusehends, die Region im Osten des Landes hätten allein im Januar mehr als eine halbe Million neue Binnenflüchtlingen verzeichnet.• Kämpfe in Goma: Warnungen vor Austritt von Ebolavirus aus Laborv
• Ostkongo: Alarmierender Anstieg sexueller Gewalt
• Kämpfe im Kongo: Tausende auf der Flucht„Diese Opfer sind nichts weniger als das Ergebnis krimineller Handlungen, die Verbrechen gegen die Mensch­lichkeit und Kriegsverbrechen darstellen, die von den ruandischen Streit­kräften in völliger Straflosigkeit und unter dem Schweigen dieses Rates begangen wurden“, so die Außenministerin.Ruandas UN-Botschafter Ernest Rwamucyo schien in seiner Antwort nahezulegen, dass ruandische Soldaten nicht an den Kämpfen beteiligt seien. Der Diplomat sprach von angeblichen toten Kämpfern aus Ruanda – dies könne jedoch nicht sein, denn diese gebe es nicht. Stattdessen warf er der Demokratischen Republik Kongo vor, ruan­disches Staatsgebiet beschossen zu haben.Die Vereinten Nationen forderten ebenfalls ein Eingreifen der internationalen Gemeinschaft. „Die Situation in Goma erfordert dringendes und koordiniertes internationales Handeln“, sagte die UN-Vertreterin Vivian van de Perre vor dem UN-Sicherheitsrat in New York.Seit Sonntag würden die Rebellen der Gruppe M23 zusammen mit ruandischen Truppen die Großstadt Goma im Osten des Landes mit schweren Waffen angreifen, so Van de Perre weiter. „Diese Angriffe verwüsten die Stadt weiterhin, töten, verletzen, traumatisieren und vertreiben Zivilisten und verschärfen die Krise.“ Zudem habe die UN-Mission in dem Land zahlreiche Schutzsuchende in Goma aufgenommen.Eine Reihe von Mitgliedsstaaten des UN-Sicherheitsrates verurteilte das Vorrücken der Rebellen sowie die direkte Beteiligung der ruandischen Truppen. Mehrere Länder forderten einen sofortigen Waffenstillstand. Die USA regten Maßnahmen des mächtigsten UN-Gremiums an.UN-Generalsekretär António Guterres hatte nach Angaben seines Sprechers mit dem Präsidenten der DRC, Felix Tshisekedi, sowie mit dem ruandischen Präsidenten Paul Kagame telefoniert, um eine Beruhigung der Situation zu erreichen. Die Vereinten Nationen betonten dabei eigenen Angaben zufolge auch, dass die Zivilgesellschaft vor der Gewalt geschützt werden müsse.Der Ost-Kongo verfügt über zahlreiche Bodenschätze wie Gold, Diamanten, Kobalt und Coltan. Die Region ist seit Jahrzehnten umkämpft. Die Kämpfe zwischen der kongolesischen Armee und den M23-Rebellen in Nord-Kivu flammten zuletzt im Jahr 2021 wieder auf.

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